WWW-Tipp der Woche 38/2001

Die Enzyklopädie
   Entstehungsgeschichte
   Enzyklopädisten
   Abbildungen
JEAN LE ROND D'ALEMBERT
DENIS DIDEROT

Die Enzyklopädie

oben

Entstehungsgeschichte

Frankreich feiert(e) dieses Jahr das 250. Jubiläum der Encyclopédie bzw. ihrer beiden ersten Bände:

Célébrations nationales: Premiers tomes de l'Encyclopédie de DIDEROT et D'ALEMBERT 1751
MARIE LECA-TSIOMIS CNRS Paris-Sorbonne/UMR 8599

Beim Deutschen Museum war die Enzyklopädie als ein "ein wertvolles Quellenwerk zur Handwerks- und Technikgeschichte des 18. Jahrhunderts" im Juni 1998 "Buch des Monats", denn DIDEROT, Sohn eines Messerschmieds, hat sich von Handwerkern ausführlich ihre Arbeit schildern lassen, die dann in den "Tafelbänden" auch bildlich dargestellt wurde. Die Bibliothek des Deutschen Museums besitzt gleich drei unterschiedliche Ausgaben besitzen, die originale Pariser Folioausgabe, die Quartausgabe von Yverdon sowie die späte Oktavausgabe der Sociétés typographiques.

Der Text geht dann noch auf verschiedenen konkurrierende Neuauflagen und Supplemente ein.

La genèse de l'Encyclopédie

Im WWW schreibt TILL BERGNER am ausführlichsten über D'ALEMBERT, DIDEROT und die Enzyklopädie. Er geht insbesondere auf die Vorbilder ein:

Das Ziel 1745 wurde nicht erreicht, weil einerseits die Verleger und Herausgeber sich zerstritten und wechselten und andererseits der Umfang des Werkes den des ursprünglich zu übersetzenden weit überstieg.

Insbesondere der 7 Band mit D'ALEMBERTs Artikel über Genf, deren republikanische Verfassung und vernünftigen Klerus er lobte, erregte die Gegner.

Die E. ist heute auch auf "4 Cédéroms" für 96,04 € zu kaufen (Beschreibung)

ENCYCLOPÉDIE,
OU DICTIONNAIRE RAISONNÉ DES SCIENCES, DES ARTS ET DES MÉTIERS,
PAR UNE SOCIETÉ DE GENS DE LETTRES
.
Discours préliminaire
Encyclopédie de DIDEROT et D'ALEMBERT

In den USA arbeitet man noch an einer Multimediaversion: Navigating 18th Century Knowledge: Implementing a Multi-media edition of DIDEROT's Encyclopédie. by MARK OLSENARTFL Project

Enzyklopädisten

Enzyklopädisten nennt man die Begründer, Mitarbeiter und Herausgeber der unter Leitung von DIDEROT und D'ALEMBERT 1751-1772 erschienenen Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, die aus 28 Bänden besteht. Mitarbeiter waren u. a. ROUSSEAU, VOLTAIRE, CONDILLAC und HELVETIUS.

TILL BERGNER schreibt a.a.O.:

Französische Nationalbibliothek:

Abbildungen

Den Tafeln wird oft vorgewurfen, abgekupfert zu sein. Sie verbessern aber auch oft die wahrscheinlichen Vorlagen, Stiche der von RÉAUMUR im Auftrag der Académie des Sciences angefertigten Tafeln der Descriptions des Arts et des Métiers.

Das Deutsche Museum zeigt vier Abbildungen:

Außerem fand ich:

Jean le Rond d'Alembert

oben

Als Mathematiker (und Atheist) ist mir D'ALEMBERT näher als der literarische DIDEROT.

JEAN LE ROND D'ALEMBERT: Preliminary Discourse to the Encyclopedia of DIDEROT

Über familiäre Herkunft und Jugend D'ALEMBERTs erfahren wir mehr von J: J: O'CONNOR und E. F. ROBERTSON:

An der Pariser Akademie der Wissenschaften las D'ALEMBERT erstmals im Juli 1739, Im Mai 1741 wurde er aufgenommen.

Er erwarb Verdienste um die Erforschung der Energieerhaltung und um die Integralrechnung. Seine Arbeiten lieferten Beweise für NEWTONs Definition der Kraft und Grundlagen für EULERs Forschungen. EULER wandelte sich vom Bewunderer zum Gegner D'ALEMBERTs, der ihm wiederum unterstellte, seine Ideen zu stehlen. Hinzu kam noch, daß FRIEDRICH II. D'ALEMBERT die Leitung der Preußischen Akademie (EULERs Posten) antrug, was dieser jedoch ablehnte. Auch DANIEL BERNOULLI war schon länger mit D'ALEMBERT verfeindet.

Weitere Links:

Denis Diderot

oben

Auf die Idee, Jesuit zu werden, wäre ich selbst in meiner Jugend nicht gekommen. DIDEROT flüchtete deshalb aber aus dem Elternhaus und besuchte das jesuitische Collège d’Harcourt in Paris, wo er 1732 den akademischen Grad eines maître-ès-lettres erwarb. Um die Zeit muß er aber schon zur Vernunft gekommen sein.

Unter ständigen Angriffen der Katholischen Kirche gegen seine Bücher wandelte sich DIDEROT zunächst zum Deisten und dann zum Materialisten:

1746: Pensées philosophiques. Beeinflußt von den deistischen Ideen Shaftesburys und Spinozas, widerspricht er der traditionellen christlichen Ablehnung und Unterdrückung der menschlichen Leidenschaften. Diese seien die einzigen Dinge, welche die Seele zu Höherem emporheben könnten. DIDEROT betont in den Pensées philosophiques ebenfalls die Grundsätze des Skeptizismus. Was niemals unvoreingenommen in Frage gestellt worden sei, sei auch niemals vollständig bewiesen worden. Des weiteren befaßt sich DIDEROT mit der Frage, was Gott sei, und mit der Vielfalt der religiösen Bekenntnisse der Menschen. Dabei kommt er zu dem Schluß, daß der Naturalismus, das heißt die Verehrung Gottes in der Natur, die beste Religion sei. Das Parlament von Paris ordnet kurz nach Erscheinen des Buches seine öffentliche Verbrennung durch den Henker an

1749: Lettre sur les aveugles. Auseinandersetzung mit der Philosophie des blinden Cambridger Mathematikprofessors NICHOLAS SAUNDERSON, die stark von atheistischen Zügen geprägt war... Es sei möglich, daß Gott existiere und die Welt geschaffen habe, aber nicht zwingend notwendig. Verschiedene Arten der Gottesbeweise seien nicht gänzlich schlüssig, wie zum Beispiel jener, die Existenz Gottes durch die sichtbaren Wunder dieser Welt zu belegen, der von einem Blinden überhaupt nicht nachvollzogen werden kann. Verhaftung, aber durch den Einfluss seiner Verleger und seiner Mitarbeiter bei der Encyclopédie Hafterleichterungen und baldige Entlassung.

Daß er 1753 in De l’interprétation de la nature die Mathematik angriff, von der er erwartete, sie werde binnen der nächsten hundert Jahre eine tote Wissenschaft sein. mußte zum Bruch mit D'ALEMBERT führen. Ähnlich hat später ALFRED NOBEL (vgl. Surftipp 24/2001) gedacht. Die Chemie, die ( Experimental- ) Physik und die Biologie waren seiner Meinung nach die eigentlichen zukunftsträchtigen Wissenschaften. (zusammengefaßt nach TILL BERGNER).

Aus linker Sicht überrascht DIDEROTs Materialismus Jahrzehnte vor MARX und ENGELS und insbesondere vor vielen Entdeckungen der Wissenschaften.

FRIEDRICH ENGELS bezeichnete DIDEROT als jemanden, der der ""Begeisterung für Wahrheit und Recht" - die Phrase im guten Sinn genommen - das ganze Leben weihte".

JOHN R. PANNABECKER, der die Enzyklopädie zum "Heritage of Technology Education" zählt, untersuchte vor allem, wie DIDEROT das Handwerk darstellt. Man spürt sein Bedauern, daß das Werk in Amerika wenig Verbreitung fand:

Weitere Links:

Einzelne Texte DIDEROTs findet ihr hier:

Lexikonartikel
"Encyklopädie"
Lexikonartikel
"Meyers Bibliographisches Institut"
vorheriger Tipp Inhalt nächster Tipp
Home Email