Wie glücklich sie doch waren

Sie sieht sich Photos an
aus ihren Jugendtagen
nimmt eines nach dem andern aus dem alten Schuhkarton
Das Mädchen da war sie
Die mit den Bubikragen
Und auch die mit den Zöpfen und dem Kirmes-Luftballon.

Auf diesem Bild Mama
inmitten ihrer Rosen
im Garten - und hier die Feier nach dem Abitur
Paris mit der Freundin
Und hier die zwei Franzosen
Ach Gott, und da ist Robert, der mit ihr zur Nordsee fuhr.

Wie glücklich sie doch waren
Wie oft sie damals lachten
Was sie nicht alles machten
in diesen wilden, wunderbaren Jahren
Nur Zukunft, kein Zurücksehn
Zur Zärtlichkeit bereit
Wie Blumen und wie Falter
Und ab und zu romantische Gespräche übers Alter
Was war das doch für eine schöne Zeit.

Ein Passbild - das ist Hans
so wie er damals aussah
Und hier die Hochzeitsphotos - Urlaubsbilder aus Davos
Spaziergang mit Papa
Sie wohnten in dem Haus da
Hier nochmal Hans mit unserem ersten Baby auf dem Schoss.

Sieh an, und das ist Paul
Da war er höchstens sieben
Schon damals hatte er wie Hans das Grübchen da am Kinn
Warum bloss ist die Zeit
nicht damals stehngeblieben?
Sie schließt die Augen und sie ist
noch einmal mittendrin.

Wie glücklich sie doch waren
Wie oft sie damals lachten
Was sie nicht alles machten
in diesen wilden, wunderbaren Jahren
Nur Zukunft, kein Zurücksehn
Zur Zärtlichkeit bereit
Ein bisschen moderater
doch immer noch berauscht vom Leben ohne Angst vorm Kater
Was war das doch für eine schöne Zeit.

Hier wieder sie mit Paul
mit dem Geburtstagskuchen
Zum Schulabschluß hat ihm Papa den Flug nach Rom bezahlt
Vier Wochen später dann
liess sie sich untersuchen
Vergangnen Freitag wurde sie zum letztenmal bestrahlt.

Sie sieht sich Photos an
und legt sie dann zusammen
mit ihrer Hoffnung wieder in den alten Schuhkarton
Dann geht sie zum Kamin
wirft alles in die Flammen
Das Leben, die Erinnerung - nur Asche bleibt davon

Text: Robert Long/Michael Kunze
Musik Robert Long
LP: Hinter dem Horizont
     Morgen sind wir tolerant

siehe auch:

 

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